Die CDU wirft der SPD eine „Verweigerungshaltung“ vor, weil sie keine große Koalition schließen, sondern im NRW-Landtag in die Opposition gehen will. Ziehen Sie sich diesen Schuh an?
Nietan: Die SPD geht nicht in die Opposition. Wir werden aus dem Parlament heraus versuchen, dem Wählerwillen nach einem Politikwechsel Nachdruck zu verleihen. Das wird kein Opponieren, sondern ein Gestalten sein.
Eine große Koalition schließen Sie auch für den Fall aus, dass die CDU der SPD weitere Zugeständnisse machen sollte?
Nietan: In der Politik ist es immer falsch, Dinge grundsätzlich auszuschließen. Ich kann mir aber nach all dem, was ich mit der CDU in den Sondierungsgesprächen erlebt habe, nicht vorstellen, dass die Christdemokraten wirklich bereit sind, über ihren politischen Schatten zu springen und mit uns einen inhaltlichen und personellen Neuanfang zu wagen.
Personeller Neuanfang heißt: Keine Koalition mit einem Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers?
Nietan: Ja, das auch.
Warum bilden SPD und Grüne nicht sofort gemeinsam eine Minderheitsregierung, so, wie es die Grünen wollen?
Nietan: Die Bürger vertrauen Hannelore Kraft, weil sie merken, dass für sie Inhalte das Wichtigste sind. Wir haben ernsthaft versucht, eine stabile Koalition auf die Beine zu stellen, die eine Mehrheit im Landtag hinter sich weiß. Das ist leider gescheitert. Jetzt sofort eine Minderheitsregierung zu bilden, könnte den Eindruck vermitteln, wir hätten nur zum Schein verhandelt. Aber es könnte sich eine Situation ergeben, in der eine Minderheitsregierung notwendig wird, um mit aller Macht den Politikwechsel herbeizuführen.